Wirtschaftsclubs Aachen-Düren und Köln „vor Ort“ im Hambacher Braunkohletagebau

Hans Joachim Bertrams, Vizepräsident des BWA - Int. Wirtschaftsclub Aachen-Düren, hatte in seiner Funktion als Leiter des RWE- Braunkohletagebau Hambach zu einer Informations- und Besichtigungstour eingeladen.

Hambach,

Bei seiner Begrüßung zeigte er sich über die große Resonanz der Einladung sehr beeindruckt. Insbesondere hob er hervor, dass so viele Mitglieder des Wirtschaftsclubs Köln in den Kreis Düren gekommen seien. Mit der gemeinsamen Veranstaltung der Wirtschaftsclubs aus Köln, Aachen und Düren würden sicher die gesellschaftlichen Ziele des BWA gepflegt. In seiner lebendigen Einführung für die fachfremde gemischte Besuchergruppe stellte H.-J. Bertrams die Förderung der deutschen Braunkohlenreviere vor, die für uns alle ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens sind, wenn es um das Thema Energienutzung geht. Braunkohle wird zu 90 % verstromt, die restlichen 10 % werden zu verschiedenen Produkten für den Wärmemarkt veredelt. An der Abbautechnik mit den gigantischen Riesen-Schaufelradbaggern, Bandanlagen und Absetzern hat sich seit den 1950iger Jahren im Rheinland nicht viel verändert. Die Geräte sind größer geworden und sind heute mit moderner Steuerungs- und Kommunikationstechnik ausgestattet. Für die Entwicklung der Tagebaue ist eine beräumte Oberfläche erforderlich. Deshalb müssen Verkehrsadern wie Straßen und Bahnlinien, Stromleitungen und sogar Wasserläufe sowie Ortschaften verlegt werden. Dabei stellt besonders die Umsiedlung von Menschen eine besondere Herausforderung dar. Ziel dieser einschneidenden Maßnahmen ist vor allen Dingen die Minderung der Belastungen für die Bürger. Dieses Ziel sei in den vergangenen Jahrzehnten weitestgehend erreicht worden.

Ebenso ist für die Tagebaue die Entwässerung des „Gebirge“ genannten Erdreiches erforderlich. Die Hälfte des für diesen Zweck „gehobenen“, also abgepumpten Wassers wird wiederverwendet, z.B. für die Kühlung der Kraftwerke, Stützung des Grundwasserspiegels in gefährdeten Feuchtgebieten (Ökowasser) und Trinkwasser.

Bereits während des laufenden Abbaubetriebs werden in ausgekohlten Bereichen Flächen wiederhergestellt und rekultiviert. Dabei werden diese Flächen für die Naherholungsnutzung mit Waldgebieten wie die Sophienhöhe oder für die landwirtschaftliche Nutzung wieder hergestellt.

Die spezielle Bedeutung der Braunkohlenindustrie im Revier könne derzeitig nicht ohne Hinweis auf die aktuellen Entscheidungen der Bundesregierung zur Entwicklung des Strommarktes in der Bundesrepublik Deutschland diskutiert werden, sagte H.-J. Bertrams. Er erläuterte die Mechanismen der Preisbildung im deutschen Strommarkt sowie den Status der heutigen Stromerzeugung. Die Aussage, dass seit Beginn des Kernkraftmoratoriums Deutschland vom Netto-Exporteur von Strom zum Netto-Importeur geworden sei, stimmte die Zuhörer nachdenklich. Nun wurde es nochmal technisch: Moderne Braunkohlekraftwerke sparen 30% CO2 gegenüber älteren Anlagen, sind flexibel regelbar und damit starker Partner für erneuerbare Energien. RWE Power forscht an verbesserten Mechanismen zur weiteren Schadstoffminderung. Und ein besonders wichtiger Aspekt für die Region, das Rheinische Braunkohlenrevier sichert fast 42.000 Arbeitsplätze in Deutschland. RWE Power bildet im Rheinischen Revier ca. 800 Azubis aus.

Mit Spannung erwarteten die Gäste natürlich auch Details zur Zusammensetzung der Stromrechnung von Privatkunden. H.-J. Bertrams machte deutlich, dass ca. 40 % des Strompreises heute durch staatliche Belastungen verursacht sind. Die Steigerung der Strompreise seit 1998 sei fast ausschließlich auf diesen staatlichen Anteil zurückzuführen. Mit den Informationen aus dem interessanten Vortrag hatten die Besucher nun die Gelegenheit, an der spannenden Rundfahrt mit dem geländegängigen Spezial-Bus über die Sohlen des Tagebaus teilzunehmen. Die Tour führte sie direkt „vor Ort“, wo die riesigen Schaufeln das Erdreich abgraben und besichtigten einen Schaufelradbagger. Für alle Besucher, Erwachsene und besonders für die Kinder war das ein beeindruckender Moment. Mit einem gemeinschaftlichen Grillfest und netten Gesprächen klang der Tag aus.

KR/HJB