„Afrika ist ein Chancenkontinent“

Interview mit Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Berlin,

BWA: Die aktuelle Weltlage zeigt enorme Herausforderungen für Deutschland und Europa. Welchen Stellenwert hat in diesem Kontext die wirtschaftliche Zusammenarbeit und welche Rolle können dabei die Unternehmen spielen?

Gerd Müller: Ohne Wirtschaft gibt es keine Entwicklung. Wir müssen gemeinsam arbeiten für eine nachhaltige Entwicklung, bei der soziale, ökonomische und ökologische Interessen gleichermaßen verfolgt werden.

Die Weltgemeinschaft hat sich im September 2015 in New York eine neue Agenda gegeben und Ziele bis zum Jahr 2030 gesetzt. Diese Ziele gelten global, für alle Staaten. Jeder ist in der Pflicht, für eine nachhaltige Entwicklung Sorge zu tragen. Das ist ein Paradigmenwechsel.

Diese Agenda kostet sehr viel Geld. Staatliche Entwicklungshilfe allein wird diesen Weltzukunftsvertrag nie erfüllen können. Hier sind alle gefragt. Nachhaltige Entwicklung muss eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein.

Die Unternehmen sind ein aktiver, wichtiger und unverzichtbarer Teil bei der Erledigung dieser Aufgabe. Die Wirtschaft ist der Motor einer nachhaltigen Entwicklung. Ziel unserer Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist es, dass in den Entwicklungsländern Arbeit und Einkommen geschaffen werden und damit Lebensperspektiven für die Menschen.

 

Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Bild: Photothek/Michael Gottschalk

 

Viele Unternehmen des Mittelstandes sehen dabei ihre Möglichkeiten im Vergleich zu Großunternehmen beschränkt. Welche Möglichkeiten bieten sich denn den mittelständischen Unternehmen?

Der Mittelstand ist besonders flexibel und innovationsfreudig und kann sich ändernden Marktbedingungen sehr schnell anpassen. Viel schneller zeigen sich hier Marktchancen. Wir unterstützen die Unternehmen dabei und zeigen ihnen, wie das mit Hilfe unserer Instrumente am besten machbar ist. Bisher haben wir so über 1.700 Entwicklungspartnerschaften mit Unternehmen gefördert. Darüber hinaus bieten wir durch die Entsendung von Entwicklungsexperten an deutsche Auslandshandelskammern eine gute Beratung und Vor-Ort-Unterstützung in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern. Mit anderen deutschen Ministerien sind wir im Gespräch, Hermesdeckungen, also Absicherungen für Exporte deutscher Unternehmen, auszuweiten. Eine solche Ausweitung könnte auch für Investitionen deutscher Unternehmen vor allem in Afrika förderlich sein und damit einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung vor Ort leisten. Konkret erwägen wir, den Anteil zu senken, den Firmen in einem Versicherungsfall selbst tragen müssten, und die Absicherungen auf weitere Länder auszuweiten.

…und wie ist in diesem Kontext die Aufgabe der neu gegründeten Agentur für Wirtschaft zu beschreiben?

Mit der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung haben wir eine zentrale Anlaufstelle gegründet, einen „one-stop-shop“. Wir geben Informationen an Unternehmen, wie sie mit uns gemeinsam die Chancen der Märkte nutzen können. Die Agentur informiert über unsere Angebote; ist also der Ansprechpartner für alle Fragen zur Zusammenarbeit mit uns.

 

Lesen Sie das vollständige Interview hier im aktuellen BWA-Journal