„Wir brauchen eine Vision für dieses Land!“

Der Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA) zum Jahresauftakt 2020, zur Rückkehr des Merkantilismus und zur „Industriestrategie 2030“ der Bundesregierung

Berlin,

„Gut, aber nicht gut genug“, so lautete das Fazit des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft e. V. (BWA) zu der Ende November letzten Jahres vorgestellten „Industriestrategie 2030“ der Bundesregierung, erarbeitet im Hause von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.

Der BWA begrüßte die stärkere Berücksichtigung des Mittelstandes in der endgültigen Fassung des Papiers, denn immerhin machen mittelständische Unternehmen mehr als 90 Prozent aller Unternehmen in Deutschland aus, beschäftigten die Hälfte aller Arbeitnehmer und stellen 80 Prozent aller Ausbildungsplätze. „Aus unserer Sicht ist es aber ein Denken von gestern“, so BWA-Vorstandsvorsitzender Michael Schumann, „wenn der Bundeswirtschaftsminister auf einen Zuwachs an großen Unternehmen setzt. Viele Weltmarktführer zeigen heute, dass sie als Mittelständler die richtige Größe und Flexibilität haben, um im globalen Wettbewerb zu bestehen.“

Falsch ist aus BWA-Sicht auch der Ansatz, staatliche Eingriffe in Unternehmen erleichtern zu wollen, und die Außenwirtschaftsverordnung weiter zu verschärfen: „Der Staat ist kein besserer Unternehmer. Das hat sich tausendfach bewiesen“, so Michael Schumann. „Das letzte, was wir aktuell benötigen, sind protektionistische Maßnahmen. Der Rückkehr des Merkantilismus, der immer häufiger das Wort geredet wird, sollten wir wachsam und kritisch gegenüberstehen. Was Deutschland braucht, ist kein Ensemble von Teilstrategien, so gut auch immer sie gemeint sein mögen, sondern eine Vision für die Zukunft des Landes in einer neuen multipolaren Weltordnung.“  

„2020 wird ein Jahr großer Herausforderungen. Zu Beginn der neuen Dekade müssen wir uns fragen: Wie kann Deutschland in den kommenden Jahren in Kernbereichen von Wirtschaft und Gesellschaft wie der Digitalisierung, der Infrastruktur, der Bildung, Wissenschaft und Innovationskraft, der Energieversorgung und Umwelttechnik, um nur einige zu nennen, wieder zur Weltspitze aufrücke? Wo wollen wir stehen und wie uns positionieren, wenn die transatlantische Brücke bricht, die europäische Einigung scheitert und Staaten wie China und Russland neue Realitäten schaffen? Können wir es uns leisten, auf Brücken nach Peking und nach Moskau zu verzichten?“

Der BWA werde sich weiter für einen umfassenden Dialog mit China und mit Russland und eine nachhaltige Stärkung der deutschen Außenwirtschaft einsetzen, so Schumann weiter. Das bedeute auch, neue Märkte und Potenziale für den deutschen Mittelstand zu erkennen und zu erschließen – beispielsweise in den aufstrebenden Ökonomien Südosteuropas, den Ländern Zentralasiens entlang der „Neuen Seidenstraße“, dem indischen Subkontinent und in Afrika. „Wir haben verlernt, genauer hinzuschauen und wahrzunehmen, wo in der Welt für unsere Unternehmen Chancen liegen.“, so Schumann abschließend, “Dies müssen wir ändern, und hier sind wir alle gefordert.“